Des weiteren schreckte sie auch nicht davor zurück, Gewalt ohne Rücksicht auf Verluste anzuwenden: Als wir nach einer gemeinsamen Tut.-Stunde mit dem Hofmannkurs noch in deren Raum blieben, um friedlich und nichts Böses ahnend unsere Kenntnisse der Genetik mit dem anderen Bio-LK auszutauschen und so in die spannendsten Fachdiskussionen vertieft waren, entpuppte sich Frau Holzmann als eine Lehrerin, deren Mittel durch Unbarmherzigkeit und seelischer Grausamkeit geprägt waren. Zwar warnte sie uns noch mit den Worten “Wenn Ihr nicht gleich kommt, mach’ ich Eure Sachen kaputt”, aber sie war schneller als wir. Als wir nämlich atemlos in den Raum rannten, um unsere Sachen zu retten, fanden wir das totale Chaos vor: Jacken waren verknotet, Taschen lagen auf anderen Tischen, Mäppchen waren gar vertauscht - es wollte kein Ende nehmen! Sie nutzte ihre Machtposition schamlos aus, indem sie uns des öfteren, mit einem verschmitzten Lächeln und leichter Wangenröte, darauf aufmerksam machte, daß sie die Abi-Vorschläge noch nicht abgeschickt habe und sie deshalb jederzeit noch ändern könne. Um uns zu bändigen, besuchte sie auch einige Seminare, was zur Folge hatte, daß sie keine Zweifel mehr plagten, daß sie das Lehrer-Schüler-Verhältnis reformieren könnte - drei Worte waren fortan ihr Leitfaden: liebevoll und konsequent. Inwieweit diese Reformation auf fruchtbaren Boden fiel, bleibt dahingestellt. Elisabeth Holzmann besaß eine grenzenlose Begeisterungsfähigkeit, was die Themen unseres zum größten Teil wirklich interessanten Unterrichts anging. Diese Begeisterung versuchte sie auch auf ihre SchülerInnen zu übertragen, was oft, jedoch nicht immer klappte. Ein Beispiel ihrer biologischen Mission: “Aber die DNA ist doch der Kern aller gesellschaftlichen Probleme!”
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